Wie das Schilf im Wind

Lass dich nicht von Stürmen brechen, sei so wie das Schilf im Wind!

Böen beugen ganze Flächen, die nicht buckeln vor Gewalten,

nein, sich an das Wissen halten, dass sie Teil des Ganzen sind.

(Gedicht von Ingo Baumgartner)

Gerade bin ich im Urlaub und sitze beim kühlen Temperaturen und bewölktem Himmel an einem ziemlich stürmischen Meer, schau auf die weiße Gischt und sehe die letzten Blätter an den Bäumen sich heftig im Wind bewegen.
Eigentlich wollte ich heute fleißig sein, Yoga machen und mich gesund ernähren. Aber irgendwie kommt es heute anders. Muss ich aufgrund meiner „Beugsamkeit“ (ist das eigentlich der schelchte Bruder von "Unbeugsamkeit"?) nun mir selber gegenüber ein schlechtes Gewissen haben, oder kann ich meine Beugsamkeit auch als Flexibilität bzw. Biegsamkeit betrachten?

Ist es nicht auch wertvoll, auf einen Tag wie diesen, mit Gemütlichkeit zu reagieren? Ich starre aus dem Fenster, beobachte, fühle mich inspiriert, ein schönes Gedicht über den Wind herauszusuchen… das hat eine hohe Qualität.

Als ich vor 14 Jahren den Namen „Bamboo Yoga“ kreierte, gefiel er mir auch deswegen, weil Bambus nachgesagt wird, das er sehr schnell wächst und außerdem sehr flexibel ist.

Jetzt im Herbst wird nicht nur die Flexibilität der Bäume herausgefordert, sondern auch unsere eigene. Unser Körper und unser Geist müssen sich umstellen und auf die neuen Temperaturen reagieren, damit wir gesund und zufrieden bleiben können.

Im Ayurveda wird dem Herbst das Attribut „Vata“ zugeordnet. Vata besteht vor allem aus dem Element Bewegung. Es kann sein, dass du dich in dieser Zeit etwas „durch den Wind“ fühlst. Um dieses erhöhte Vata etwas regulieren zu können, empfiehlt Ayurveda, sich gut gegen Wind zu schützen, indem du zum Beispiel eine Mütze trägst. Bewegung (und damit auch deine Yogapraxis) darf jetzt etwas ruhiger, aber dafür kraftvoller werden. Deine Nahrung sollte warm und möglichst gekocht sein. Gegebenfalls verträgst du rohe Kost jetzt auch gar nicht mehr so gut und reagierst darauf mit selbst hergestellten Winden:-)

Wenn du dir einfach darüber bewusst ist, dass du Teil der Natur bist, Teil des Ganzen oder auch Teil des „Göttlichen“ – was auch immer das für dich bedeutet, kannst du dich besser verstehen, erkennen und entsprechend flexibel reagieren. Im besten Fall kannst du dies als Geschenk annehmen.

 

Gern lasse ich mich für Texte wie diesen auch von der großen Bibliothek "Wiki Yoga" von Yoga Vidya inspirieren. Wenn du neugiereig bist, findest du hier noch viele Gedanken: wiki.yoga-vidya.de/Unbeugsamkeit